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Animation Avantgarde | 2015 | 2014 | 2013 | 2012 | 2011 | 2010

Animation Avantgarde 2014 - Kooperation mit VIS Vienna Independent Shorts

36 Filme aus 16 Ländern wurden für die fünfte Auflage dieses Wettbewerbsprogramms als Animation und/oder Avantgarde klassifiziert. Animation - eine Technik, Avantgarde - eine Geisteshaltung, sind seit jeher in symbiotischer Verbindung anzutreffen. Wo beginnt das Eine oder das Andere, wo endet der ideale Überschneidungszustand - das sind müßige Fragen in Anbetracht der geballten Innovationskraft dieser drei Programme. Die AutorInnen verbindet bei aller visueller und akustischer Vielseitigkeit die herausragende Fähigkeit, das Publikum mit immer wieder neuartigen Realisierungsmethoden zu überraschen. Dabei ist die Nähe zur bildenden Kunst und ein ausgeprägtes Interesse für Sound und Musik oft der wesentliche Nährstoff für die Erschaffung dieser kreativen Meisterwerke, die erneut von Wiktoria Pelzer und Thomas Renoldner kuratiert und zu drei mitreissenden Animation Avantgarde-Programmen zusammengestellt wurden.

ASIFA AUSTRIA zeichnet den besten dieser Filme wieder mit dem mit € 2000,- dotierten ASIFA AUSTRIA Award aus. Darüber hinaus wird eine FilmemacherIn mit einer einmonatigen Residency im quartier21/MQ in Wien und € 1050,- prämiert.

Beide Preisentscheidungen fällt eine internationale Jury, bestehend aus der Autorin, Performerin und  Regisseurin Mariola Brillowska, dem Künstler und Regisseur Mihai Grecu, sowie dem Filmemacher und  Filmtechniker Martin Reinhart.

Die drei Filmprogramme von Animation Avantgarde:

Animation Avantgarde 1: SAMSTAG, 24.05.2014 - 17:00 Stadtkino im Künstlerhaus, 79 min
Animation Avantgarde 2: MONTAG, 26.05.2014 - 22:00 Stadtkino im Künstlerhaus, 77 min
Animation Avantgarde 3: MITTWOCH, 28.05.2014 - 19:30 Stadtkino im Künstlerhaus, 75 min


In Zusammenhang mit Animation Avantgarde:

Mihai Grecu - Oil
Mihai Grecu

Der rumänisch-französische Künstler Mihai Grecu, gemeinsam mit seinem Arbeitspartner Thibault Gleize in diesem Jahr Artist in Residence von VIS und ASIFA Austria, gestaltet im ASIFAkeil ein sphärisches Loop-Universum aus Erdöl, Rauch und Feuer, das einem schier den Atem stocken lässt.




Thibault Gleize - Baguette Thibault Gleize

Der Graffiti-, Illustrations- und Multimediakünstler übernimmt anschliessend den Ausstellungsraum und  führt in sein Kuriositätenkabinett aus mutierenden Monstern und grotesken Charakteren ein: Er zeigt ein Video loop eines französischen Brotes (Baguette) mit Krokodilaugen, das den Zuschauer betrachtet.


Die Filmprogramme im Detail:

Animation Avantgarde 1

Das erste Programm beschäftigt sich mit Alltäglichem, mit Randerscheinungen und Situationen, die zunächst nicht sehr bedeutsam erscheinen. Auf Plätzen in der Stadt, im Atelier oder in menschenleeren Filmbildern kommt oft Verborgenes zu Tage, doch erst in der künstlerischen Bearbeitung werden solche Momente auch erfahrbar. Bei Setpausen während eines Filmdrehs denkt man an Stillstand oder Langeweile;nicht so Steven Woloshen, der diese mit Filmmaterial und viel Bewegung füllt. In unermüdlicher Arbeit an Fotos und Filmbildern bringt Apariciones Faszinierendes hervor, die Fragilität der bewegten Strukturen in Sweeping Memories verbindet sich mit der Musik zu einem abstrakten Tanz, und Boogodobiegodongo unterhältmit dadaistischer Leichtigkeit. Verwobene Blicke auf die Darstellung der Frau bieten Michel Klöfkorn und Magda Matwiejew, und wir lachen mit den Außenseitern, die am Ende Sieger sein werden!

Programm:

1000 PLATEAUS 1000 PLATEAUS
Kanada / 2014 / 03 min 21 sec / Kein Dialog

Das Werk als Nebenbei-Handlung, als spielerischer Zeitvertreib neben den „großen“ Produktionen. Steven Woloshen zeichnet und kratzt auf dem Material, während sein Brotjob eine Pause macht und er – im Auto sitzend und Straßenkarten imaginierend – am Filmset auf die Schauspieler und die Crew wartet. Zu jazziger Musik entwirft er einen neuen Direct Film, der wunderbar leicht daher kommt und Erinnerungen an Len Lye und Norman McLaren erwachen lässt.

Regie/Drehbuch/Animation: Steven Woloshen 
Musik: Lionel Hampton

ANOMALIES ANOMALIES
Großbritannien, Japan / 2013 / 03 min 04 sec / kein Dialog

Atsushi Wada konfrontiert uns ein weiteres Mal mit Ritualen, die sehr bedeutungsvoll scheinen – deren Sinn wir aber kaum erahnen können. Ein Stoßgebet im richtigen Moment, zu Techno-Musik vollführte Choreographien und das immer wieder in seinen Filmen vorkommende Buben-Trio, das verschiedene Experimente macht und diese dann mit konspirativer Stimme analysiert. Und was wären Wadas Filme ohne Tiere!

Regie/Drehbuch/Animation: Atsushi Wada
Musik: Miki Sakurai
Sound: Masumi Takino

TENTATIVE D'ÉPUISEMENT D'UN LIEU PARISIEN
TENTATIVE D'ÉPUISEMENT D'UN LIEU PARISIEN -
An attempt at exhausting a place in Paris
Frankreich / 2013 / 04 min 40 sec / kein Dialog 

Ein Platz in Paris, ein Durchgang, eine Grünfläche und ein Straßenabschnitt. Yann Chapotel untersucht über die Jahreszeiten hinweg die Bewegungen und Veränderungen des Platzes in perfektionistischer Kleinstarbeit. Akkurat geht eine Bewegung in die andere über, wir erleben die verschiedensten Charaktere und Persönlichkeiten, die tagtäglich den Platz überqueren oder sich dort aufhalten. Es entsteht eine verdichtete Raumstudie, die wie ein Suchbild Lust auf Entdeckungen macht.

Regie/Kamera/Sound: Yann Chapotel
Animation:
Aurore Rousset 
DarstellerInnen: Paula Pichintini, Léonard Chapotel

ATELIER 1.0 ATELIER 1.0 - Studio 1.0
Frankreich / 2013 / 01 min 15 sec / kein Dialog

Eine Miniatur im Studio, eine Irritation, ein Spiel mit digital und analog. Wunderbar passend zu unserer Idee von Animation Avantgarde erscheinen Elemente wie Filmmaterial, realer Raum und digitale Animation in einem Bild und vollführen eine kleine Choreographie. Am Ende fragt man sich: war das real oder ein Traum?

Regie/Drehbuch/Animation/Sound: Richard Negre

APARICIONES APARICIONES - ERSCHEINUNGEN
Österreich / 2014 / 23 min 16 sec / Englisch

Der Begriff „Erscheinungen“, der in Maria Luz Olivares‘ Geburtsland Argentinien gerne mit Religion und damit dem Übersinnlichen verknüpft ist, bildet den roten Faden für die technisch und inhaltlich vielfältigen Untersuchungen zum Film als Illusionsmaschine. Der Genregrenzen aufbrechende Bogen spannt sich von extrem zeitaufwändig handgefertigten Direct-Film-Sequenzen bis zum meisterlich inszenierten komplizierten Realfilm. Das verbindende Element ist wohl das faszinierte Staunen, das der Film in uns auslöst.

Regie/Drehbuch/Animation: Maria Luz Olivares Capelle
Kamera: Maria Luz Olivares Capelle, Almut Schilling, Lucia Hoffer,
Serafin Spitzer
Sound: Lenja Gahtman
DarstellerInnen: Luis Casanova Sorolla, Saha Gregorchuk, Julian Oroz, Susana Inés Capelle, Julia Reimer, Sarah Reimer, Inti-Felippa Crespín, Valentin Hütter, Jolly Cyriac, Ana Perkovic, Clara Petchersky, Natanja Eilen, Christina Kasper, Anna Grüssinger, Nadia Nöhrer, Bia

TELEPHONEME SWEEPING MEMORIES
USA / 2012 / 03 min 28 sec / Kein Dialog

Sweeping Memories“ ist eine außergewöhnliche Arbeit des Künstlerinnen-Duos Bonnie Mitchell (Computeranimation) und Elainie Lillios (Musik, Sounds). Unter anderem mit Mitteln der „particles animation“, bei der kleine Elemente zu größeren räumlichen Strukturen arrangiert werden, erzeugt Mitchell virtuelle Räume, die aber immer wieder Bezüge zur realen Welt aufweisen. Die Klangebene pendelt zwischen elektronischen Sound, Alltagsgeräuschen und Vokalklängen. So entsteht ein verwirrendes und faszinierendes Universum zwischen synthetisch Erzeugtem und aus dem realem Erleben Bekanntem.

Regie: Bonnie Mitchell, Elainie Lillios

LOS ANDES LOS ANDES
Chile / 2012 / 04 min 02 sec / Spanisch

Joaquin Cocina und Cristobal León sind Animation Avantgarde-Fans als Gewinner des Hauptpreises 2010 für Luis und Luzia bekannt (gemeinsam mit Niles Atallah). Los Andes, Teil einer vierteiligen Arbeit mit dem Titel The Third World, wurde 2013 bei der Biennale in Venedig im Südamerika-Pavillon gezeigt. Auf der Bildebene geht es um die Verwilderung eines zivilisierten Raumes durch eine Art Urgeist. Schreibtisch und PC werden überwuchert, die wilde Figur wächst sich aus zum Riesen, um schließlich wieder zu verschwinden.

Regie: Cristobal Leon and Joaquín Cociña


MOUNT SONG MOUNT SONG
Indien/USA / 2013 / 08 min 48 sec / kein Dialog 

Eine Hommage an das indische und asiatische Geister- und Horrorkino. Der Regisseur, stark beeinflusst von dieser Kinokultur, beschäftigt sich mit dem Aufbruch und der Wiederverwendung der entsprechenden Bilderwelten. In Mount Song verwendet er Bilder aus dem Hongkong-Kino der 70er und 80er Jahre, das auch in Indien sehr stark verbreitet war, und konzentriert sich auf die gebauten Sets und Special Effects aus diesen Filmen. Die Bilder lösen ein starkes Gefühl von Erwartung und Bedrohung aus. Ein Film wie die Ruhe vor dem Sturm.

Regie: Shambhavi Kaul

THE NORTH SEA RIVIERA THE NORTH SEA RIVIERA
Großbritannien / 2013 / 11 min 20 sec / Englisch

Die 3D-Computeranimation ist die Abschlussarbeit von Josh Wedlake am Royal College of Arts in London. Als zeitlich-räumlichen Rahmen wählte er einen nostalgischen Blick auf die britische Ostküste in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die tristen Szenarien sind geprägt von übersteigerter Architektur, neben Reihenhäusern haben ein leerstehendes öffentliches Schwimmbad und der gigantische, menschenleere Luxusliner symbolische Bedeutung für die beiden verzweifelten Protagonisten. Eine Geschichte über „das Leben, die Liebe und den Wahnsinn“, sagt der Autor.

Regie/Drehbuch/Kamera/Animation: Josh Wedlake
Sound: Mike Wyeld, Luke Shrewsbury
DarstellerInnen: Martin Bishop - Narrator

RECENTLY IN THE WOODS RECENTLY IN THE WOODS
Deutschland / 2013 / 01 min / Kein Dialog

Letztens im Wald, trifft ein Einhorn auf zwei Keinhörner – und wird ausgelacht. Das Fabeltier schwört bittere Rache. Eine verspielt animierte Märchenminiatur, kurz, bunt und schön fies. Watch out for the giant strawberries! Mit Recently in the Woods hat Animation Avantgarde wieder einmal eine kleine dadaistische Spaß-Miniatur im Programm, die unserem Publikum (nach möglicherweise etwas schwererer Kost) nicht zuletzt Auflockerung und Vergnügen bringen soll. Die toll gezeichnete Arbeit über zwei hämische Pferde und ein kleines Einhorn illustriert die tiefschürfende philosophische Erkenntnis des „Wer zuletzt lacht, lacht am besten.“ Mehr wollen wir an dieser Stelle nicht verraten.

Regie/Drehbuch/Kamera/Sound/Animation: Daniel van Westen

MORPHETTE MORPHETTE
Australien / 2013 / 06 min 36 sec / Kein Dialog

Morphette stellt die Frage nach dem Bild der Frau anhand von Darstellungen in Gemälden aus dem 19. und 20. Jahrhundert. In diesen Gemälden wurden Frauen symbolhaft als engelsgleich oder als böse bis teuflisch dargestellt. Man sieht sie oft in der Natur, aus Bäumen herauswachsend oder in Reben gehüllt; die Natur scheint ihnen näher zu sein als die „zivilisierte Welt“. Die Animation arbeitet mit Second Life Frauen-Figuren, die sich in nachgebauten Settings der Gemälde bewegen, und weist damit auch auf die sexualisierte Darstellung des weiblichen Körpers in Games hin.

Regie/Drehbuch/Kamera/Animation: Magda Matwiejew
Musik/Sound: Paul Fletcher
DarstellerInnen: animated

X-X-XX--X--GEWOBENES PAPIER X-X-XX--X--GEWOBENES PAPIER
Deutschland / 2014 / 05 min 54 sec / Kein Dialog

Michel Klöfkorn ist ein Systematiker, der stets schaut, was dahinter liegt: Mit x-x-xx--x--gewobenes Papier schuf er eine Arbeit, die sich neuerlich mit Papier auseinandersetzt, wichtig dabei: es ist bedrucktes Papier. In seinem letzten Film entstanden frische Bilder durch das Herausschneiden von Schichten aus Kunstbänden. Nun sind Magazinbilder von Frauen in Streifen zerlegt und setzen sich immer wieder neu zusammen. Im Zusammenspiel der Schnipsel entsteht ein gewobenes, neues Bild.

Regie: Michel Klöfkorn

BOOGODOBIEGODONGO BOOGODOBIEGODONGO
Großbritannien / 2014 / 04 min 08 sec / Kein Dialog

Der Titel lässt bereits ahnen, was da kommen wird: eine lustvolles, fast kindisches, scheinbar chaotisches Geschehen, das beim zweiten Mal Hinsehen doch eine Struktur erkennen lässt. Zu einer rasant montierten Toncollage aus Stimmengebrabbel, Zirkusmusiken und weiteren musikalischen Quellen werden an Kinderzeichnungen erinnernde Figuren, mit dem dicken Pinsel gemalt, rasant schlampig animiert. Peter Millard liefert ein provokantes Anti-Statement zum brav konsumierbaren Trickfilm, das dem Begriff Animation Avantgarde alle Ehre macht. Viel Spaß!

Regie/Animation: Peter Millard
Musik: Peter Millard, Antonio Zimmerman
Sound: Peter Millard, Mike Wyeld


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Animation Avantgarde 2

Surreal und exzentrisch, so muten die Filme des zweiten Programms an, und nicht zuletzt performativ: Gesangseinlagen bis zum Höhepunkt zugespitzt (Holy F#&%), zitierte Untergangsstimmung aus der Welt des Web 2.0 vom Videokünstler Björn Melhus (Sudden Destruction), mit Lichtperformances bespielte Räume, die der Wahrnehmung einen Streich spielen (darkroom), oder auch eine Performance digitaler Figuren, die an den Wiener Aktionismus erinnern könnte (Baby, I Love You.). Diese Filme spielen zusammen mit Konzeptarbeiten wie etwa Binary Pitch oder Picture Particles. Die Stile und verwendeten Materialien könnten unterschiedlicher nicht sein: Found Footage, transformierte Realbilder, Zeichenanimation, gemalte Animation und digitale Bilderwelten prallen hier aufeinander. Zuletzt rennen wir mit all diesen Impressionen im Gepäck um den See, gemeinsam mit den zusammengewürfelten Charakteren aus Autour du Lac.

Programm:

HOLY F#&% HOLY F#&%
Kanada / 2013 / 07 min /  Englisch

Holy F#&% ist eine großartig arrangierte musikalische Komposition. Die zarten und expressiven Vokalimprovisationen von mehreren Akteurinnen werden mit dem Liebesakt eines jungen Paares gegengeschnitten, der den dramaturgischen Spannungsbogen liefert. Verstreut über verschiedenste Orte der Welt – private Räume, Vorort, Metropole, Meer, usw. - begegnen wir Menschen, wie sie unterschiedlicher kaum sein können, die Gemeinsamkeit schaffen, indem jede/r auf seine Art die Sprache experimentell erweitert. Dass sie dabei erfrischend ungekünstelt agieren, macht sie äußerst sympathisch.

Regie/Drehbuch/Kamera: Marie Elisa Scheidt
Sound: Andreas Boschmann
DarstellerInnen: Amanda O'Donovan, Charles Bess, Christine Duncan, James M.T, Ori Dagan, Simon Esler, Steven Ross Smith, Yoko Maliszewski, Zak Davis

MAZE KING MAZE KING
Japan / 2013 / 07 min 01 sec / Japanisch

Eine ungewöhnliche Konstellation von Figuren findet in Hakhyun Kims Film auf einem Karussell zusammen: Ein Clown, ein kleines Mädchen, ein Hund, ein Soldat und ein Transvestit. Sie sagen, sie können nicht mehr bleiben, sie müssen morgen gehen. Absurde Szenen, teils humorvoll, teils irritierend, bewegen sich in einem gezeichneten Setting in der Tradition und Schule von Koji Yamamura und Priit Pärn.

Regie: Hakhyun Kim

BABY, I LOVE YOU BABY, I LOVE YOU.
USA / 2012 / 02 min 25 sec / Englisch

„Hyper-Unrealism and Neo-Archetypes“ lautet bezeichnenderweise der Homepage-Untertitel des Ausnahmekünstlers Faiyaz Jafri. Archetypen (u.a. der Popkultur) sind die Materialien, mit denen er gerne spielt, wenn er sie zitiert und pervertiert, wie etwa in seiner früheren Arbeit Hello Bambi. Baby, I Love You. startet bereits leicht irritierend mit dem Bild eines kränklichen jungen Mädchens mit rötlich umrandetem, geschlossenem Mund und Augen im Barbiepuppen-Körper. Nur die naive Grafik auf dem rosa Sweatshirt erinnert noch an die heile Kinderwelt, aus der Bildelemente entlehnt sind.

Regie/Drehbuch/Kamera/Animation: Faiyaz Jafri
Musik/Sound: David Barratt

BINARY PITCH BINARY PITCH
Kroatien / 2013 / 06 min 45 sec / Kein Dialog

Eine hypermoderne Zuschauertribüne wird für eine filmische Performance benutzt. Teil 1, Aktivierung: Tribüne wird herausgefahren. Teil 2, Codierung: Die zentralen Ideen aus Max Benses Ästhetik und Programmierung (1968) werden, symbolisiert durch hoch- oder niedergeklappte Sitzflächen, in Nullen und Einsen übersetzt. Teil 3, Deaktivierung: Tribüne wird eingefahren. Dazu experimentelle elektronische Sounds. Egal ob ernst gemeint oder ironisch, charmant und ästhetisch ist die Arbeit auf alle Fälle.

Regie/Drehbuch/Kamera: Vladislav Knezevic
Animation: Mario Kalogjera
Sound: Bojan Gagic

SUDDEN DESTRUCTION SUDDEN DESTRUCTION
Deutschland / 2012 / 04 min 20 sec / Englisch

Sudden Destruction trägt die klare Handschrift von Bjørn Melhus, der wie in den meisten seiner Filme auch selbst in unterschiedlichen Rollen zu sehen ist. Wir befinden uns in einem Hotel, wo wir seltsame, scheinbar hellseherische Momente erleben. Verschiedene prophetische Monologe kommen aus dem Mund eines zunächst reglos daliegenden Körpers. Ist die Apokalypse schon eingetreten?

Regie/Drehbuch/Musik/Sound: Bjørn Melhus 
Kamera: Yuki Jungesblut
DarstellerInnen: Bjørn Melhus

PICTURE PARTICLES PICTURE PARTICLES
Deutschland / 2014 / 05 min 40 sec / Kein Dialog

Der Einfluss eines am Filmmaterial orientierten Avantgardefilmes ist in Picture Particles von Thorsten Fleisch, früher Student von Peter Kubelka an der Frankfurter Städelschule, deutlich zu spüren. Zuerst sind in einem verkleinerten zentralen Bildausschnitt einzelne Filmkader und zerschnittene Teile davon, natürlich im Kurzschnittverfahren und von irritierenden Störgeräuschen begleitet, zu sehen. Dann öffnet sich der Materialrausch leinwandfüllend. Die digitale Bearbeitung wird erst am Ende durch Kaleidoskop-Effekte sichtbar.

Regie/Animation/Musik: Thorsten Fleisch
Kamera: Found Footage / unbekannt

DARKROOM DARKROOM
Österreich / 2014 / 13 min / Kein Dialog

Billy Roisz verbindet in darkroom ihre Performances mit ihrem filmischen Arbeiten. Mit Projektionen vermisst sie den dunklen Raum, lässt doch nur Schemen erkennen, aber erweckt die Räume damit zu neuer Form und Leben. Die abstrakten Projektionen malen auf den Wänden und unterschiedlich geformten Gegenständen. Wir befinden uns in einem Kinosaal, einer Lagerhalle und einer Wohnung, die Dimensionen und die Bedeutungen der Räume bleiben aber im Verborgenen. Wie auch in Billy Roisz anderen Arbeiten sind Bild und Musik hier untrennbar miteinander verwoben.

Regie: Billy Roisz
Kamera: Lisbeth Kovacic
Musik: Dieter Kovacic, Peter Kutin

THE TIME TUNNEL THE TIME TUNNEL
Schweiz / 2014 / 03 min 03 sec / Kein Dialog

Ein wahnwitziges Roadmovie, das zu einem abstrakten Gemälde zu verschmelzen scheint. Dirk Koy schnallt eine Kamera an ein Autorad und fährt los – von 0 auf 140 km/h, und das zum treibenden Sound von Boris Blank. Außer Schnitte, Überblendungen und Farbkorrekturen wurden keine digitalen Eingriffe vorgenommen. Die perfekte Symbiose aus real gefilmten Bildern und deren Abstraktion.

Regie/Drehbuch/Kamera/Animation: Dirk Koy
Musik: Boris Blank, Avant Garden, ©2014 extreme music library

1194D 1194D
USA / 2013 / 04 min 24 sec / Kein Dialog

Raven Kwok, geboren in Shanghai und derzeit in der USA mit seiner Masterarbeit im Bereich „Electronic Art“ beschäftigt, betitelt seine Arbeiten gerne nur mit Zahlenkombinationen und interessiert sich vor allem für die Erforschung der „generativen visuellen Ästhetik von Computeralgorithmen und Software-Prozessen“. In 1194D lässt er den Rechner aus Dreiecken „algorythmische Kreaturen“ generieren, die sich zumeist in einem zentralperspektivischen Rasterraum bewegen und dabei ein faszinierendes pseudo-organisches Leben entfalten, das mitunter an wuchernde Zellstrukturen erinnert.

Regie: Raven Kwok
Musik: + (from elementperspective)

MONTENEGRO MONTENEGRO
Großbritannien / 2013 / 07 min / Englisch

Mit dem zeichnerischen Minimalismus eines Nicolas Mahler erzählt Luiz Stockler von den existenziellen Krisen und Selbstzweifeln seiner Hauptfigur, einem kleinen roten Männchen, das einsam in einem kleinen Haus am Rande des Abgrundes lebt. Er träumt, er hätte mit seinem Hund Sex gehabt, und fragt sich jetzt natürlich, ob das noch normal ist. Auch Haare sind ein Thema: sie fallen aus. Und überhaupt, nach dem Surfen im Internet ist er davon überzeugt an postnataler Depression zu leiden. Aber sein Arzt nimmt ihm das nicht ab und empfiehlt ihm Gymnastikübungen. Wie soll das helfen?

Regie: Luiz Stockler

TOTO TOTO
Polen / 2013 / 12 min / Polnisch

Toto erzählt die Geschichte eines Buben, der irgendwo am Land nur mit seiner hart arbeitenden Mutter aufwächst. An einem sonnigen Sommertag beendet in der Dunkelheit eines Schuppens die traumatisierende Begegnung mit einer mysteriösen Fremden die Unschuld der Kindheit. Ein Teil der Bedrohlichkeit liegt wohl auch in der Verwirrung und Unklarheit, die „das Unaussprechbare“ des Geschehenen andeutet. Czapla gestaltet das Geschehen in einem expressiven malerischen Stil, mit dem er zuvor gedrehte Realszenen auf eine sich der Abstraktion annähernde Ebene hebt.

Regie/Drehbuch/Kamera/Animation: Zbigniew Czapla
Musik: Gosja Isphording
Sound: Jaroslaw Konopka
DarstellerInnen:vocal: Maja Kleszcz
director asistent: Anna Karus

AUTOUR DU LAC AUTOUR DU LAC - Around the lake
Belgien / 2013 / 05 min 05 sec / Französisch

Ein großartiges Beispiel für perfektes Zusammenspiel von Bild und Musik, fast so symbiotisch wie ein Musikvideo – aber doch mehr als das! Der Song, der wie eine Hymne an den See erscheint („Je marche autour du lac!“ - Ich laufe um den See), und die einfach gemalten und gezeichneten Animationen sowie die Figuren, die aus der Phantasie eines Kindes stammen könnten, ergänzen sich im Humor und im Timing und werden zu einem wunderbaren Ensemble.

Regie: Carl Roosens, Noémie Marsily


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Animation Avantgarde 3

Das Verarbeiten von verschiedenen Materialien zu einem neuen Werk ist oft ein Motiv in experimentellen Arbeiten. So sammeln Filmschaffende auf Müllhalden (Recycled), in Vorführkabinen (Optical Sound) oder auch in Gemälden (Gloria Victoria) ihre Ideen, Bilder und Inspiration und komponieren diese zu etwas Neuem. Klare Haltung gegen die immer noch verbreitete Lieblichkeit im Animationsfilm nehmen die Figuren von Stephen Irwin ein, und auch die Tiere aus Symphony no. 42 setzen sich dem auf humorvolle Weise entgegen. Mit einem stark an William Kentridge erinnernden Stil zeichnet Wendy Morris Artefakte aus Illustrationen und ihrer Kindheitserinnerung nach, wobei Orlando's Book kurze Zeit an ein Suchbild aus Kindertagen erinnert. Musik treibt Dynamics of the Subway und Airy Me an - wenn auch auf völlig unterschiedliche Weise. Ob die Welt noch zu retten ist, kommentiert Momentum mit einem sarkastischen Unterton. Ist es schon zu spät?

Programm:

O.T. O.T.
Österreich / 2013 / 04 min / Kein Dialog

Bilden Sport und Kunst einen unüberbrückbaren Gegensatz? Sind jugendliche Snowboarder und intellektuelle Avantgardefilmer Personengruppen mit unüberwindbaren Berührungsängsten? O.T. beweist auf vergnügliche Weise, dass beide Fragen mit einem deutlichen Nein zu beantworten sind. Eine elendslange statische Kameraeinstellung lässt schon befürchten, dass wir schon wieder einen anstrengenden „Kunstfilm“ konsumieren sollen, aber dann beweist eine in unglaublicher Exaktheit ausgeführte Snowboard-Fahrt das Gegenteil. Austrian Abstracts meets Landart!

Regie: Markus Scherer

RECYCLED RECYCLED
China / 2013 / 05 min 32 sec / Kein Dialog

Der Film porträtiert auf unkonventionelle Weise die Stadt Peking und ihre Bewohner. Über Jahre hinweg haben die Regisseure auf einer Müllhalde am Rande der Stadt 35mm-Fotonegative gesammelt, die in der Zusammenstellung ein Zeitbild der letzten 30 Jahre abgeben. Lei Lei verwendet dieses Mal, im Gegensatz zu seinen anderen Arbeiten, bewusst keine Zeichnungen. Die Künstler versuchten die Bilder so originalgetreu wie möglich, also ohne Farb- oder sonstige Bearbeitung, einzusetzen. Ein Bild von Ritualen, Freizeit und Familie entsteht, das Einblicke in die chinesische Gesellschaft gewährt.

Regie/Kamera/Animation: Lei Lei
Drehbuch: Lei Lei + Thomas Sauvin
Musik/Sound: Zafka Zhang

THE OBVIOUS CHILD THE OBVIOUS CHILD
Großbritannien / 2013  / 12 min 21 sec / Englisch

Stephen Irwin schlägt wieder zu: Seine Bilder sind unverkennbar, die scheinbar harmlosen Figuren seiner Filme entfalten verlässlich ihre gewaltsamen Handlungen. Gute und böse Handlungen verschmelzen ineinander – dieses Mal geht es um eine komplizierte Beziehung eines Mädchens mit ihrem Hasen, der sie wie eine Göttin verehrt. Sie hat aber ein anderes Problem - sie muss ihre toten Eltern in den Himmel schicken. Gott ist aber nicht so leicht davon zu überzeugen.

Regie/Drehbuch/Animation: Stephen Irwin
Sound: Zhe Wu
DarstellerInnen: Ron Masa

BLOCK BLOCK
Großbritannien/Lettland / 2013 / 02 min 23 sec / Kein Dialog

Wenn auf einen Film die Beschreibung Materialschlacht passt, dann auf Liga Stedas Block. Material hier im ganz wörtlichen Sinne: Flüssigkeiten, Stoffe, Farben, Metall, Erde, Papier. Und dazu ein fast nervtötender Soundtrack. Doch das Zusammenspiel der Materialien, die Zerstörung und die Farben komponieren Bilder, die Assoziationen wecken und über sich hinausweisen. Die Regisseurin beschreibt ihren Film in nur einer Zeile: „Subconscious within subconscious.“

Regie/Drehbuch/Kamera/Animation: Liga Steda
Musik/Sound: Adam Bohman

GLORIA VICTORIA GLORIA VICTORIA
Kanada / 2013 / 06 min 56 sec / Kein Dialog

Theodore Ushevs Arbeit ist stark im Kubismus und Surrealismus verankert. Jedes einzelne Bild ist einem Gemälde gleich, das sich diesen Strömungen zuordnen lassen würde. Dazu hören wir das nicht minder bedeutungsvolle Invasionsthema aus Schostakowitschs Leningrader Sinfonie. Der Film ist Krieg, Kampf und Widerstand zugleich. Ein Film, der Wut und Brutalität in abstrakten Bildern stark spürbar macht. Gloria Victoria ist Teil einer Trilogie, die sich mit Kunst, Macht und Krieg beschäftigt, und gewann u.a. den FIPRESCI Preis beim Festival in Annecy.

Regie: Theodore Ushev

DYNAMICS OF THE SUBWAY DYNAMICS OF THE SUBWAY / HAISUINONASA
Japan / 2013 / 04 min 22 / Kein Dialog

Dynamics of the Subway ist ein Musikvideo für Animal Bodies, das erste Album der japanischen Musikgruppe Haisuinonasa. „Jede Note der Instrumente wird in der Animation durch eine geometrische Form repräsentiert; und während sie sich synchron zur Musik bewegen, formieren sie sich zum U-Bahn-Zug“. (Keita Onishi) In der Tradition von Visual Music bietet die Arbeit eine äußerst genussvolle Reise durch die Polyrhythmik der Formen und Klänge, in der wir schließlich zu einer spektakulären Hochschaubahnfahrt in minimalistischem Schwarzweiß abheben.

Regie/Animation: Keita Onishi
Musik: haisuinonasa / Dynamics of the Subway

MOMENTUM MOMENTUM
Frankreich / 2012 / 09 min 20 sec / Kein Dialog

Momentum besteht aus einer Serie romantisch-harmonischer Momente in weich-gezeichneten Bildern. Erst auf den zweiten Blick ist erkennbar, dass die fast kitschige Stimmung von Natur und häuslichen Momenten eigentlich Katastrophensituationen abbildet. Im Vordergrund gehen die Menschen ungerührt ihren Tätigkeiten nach, während hinter ihnen die Welt untergeht.

Regie/Drehbuch/Kamera/Animation: Naïmé Perrette
Musik: Clovis Labarrière
Sound: Clovis Labarrière, Charlie Sénécaut
DarstellerInnen: Pascale Fauveau

ORLANDO'S BOOK ORLANDO'S BOOK
Belgien / 2013 / 03 min 52 sec / Kein Dialog

Wendy Morris deklariert sich als Bewundrerin von William Kentridge, und im Hinblick auf die benutzte Technik ist dies auch offensichtlich erkennbar. In ihren Arbeiten hat sie jedoch eine vollkommen eigenständige Erzählstrategie entwickelt, die sie zugleich als „non-narrativ“, dann aber auch als dokumentarisch und fiktional bezeichnet. In Orlando's Book reflektiert sie, die als Weiße in Südafrika aufgewachsen ist, die Abwesenheit von Bildern aus der eigenen Heimat in ihrer Jugend, da die Bücher meist aus England stammten, und entwickelt ihre eigenen assoziativen Heimatbilder.

Regie/Drehbuch/Animation: Wendy Morris
Kamera: Jean Delbeke
Musik/Sound: Yannick Franck

OPTICAL SOUND OPTICAL SOUND
Österreich / 2014 / 11 min 30 sec / kein Dialog

Die FilmemacherInnen treten bei Optical Sound zunächst in den Hintergrund: aus den Tönen und Geräuschen, die auf Start- und Endbändern von Kinofilmen zu finden sind, wird eine Komposition kreiert, womit die Musik zum Regisseur wird. Dem Lichtton folgen abstrakte Bilder, die die Musik nachzeichnen und visualisieren. Ein Zusammenspiel von Ton und Bild ergibt sich, das Freude beim Zuhören und Zusehen macht.

Regie: Elke Groen, Christian Neubacher

AIRY ME AIRY ME
Japan / 2013 / 05 min 39 sec / Kein Dialog

Yoko Kunos universitäre Abschlussarbeit besticht durch 3.000 naturalistische und in düsterem Farbspektrum kolorierte Handzeichnungen sowie spektakulären permanenten Kamerafahrten. Diese Elemente geben dem beängstigenden Geschehen in einem Krankenhaus, in dem die Ärzte an den Patienten mysteriöse Experimente durchführen, eine alptraumhafte Grundstimmung. Urplötzlich kippt die Handlung in eine rasante Eskalation des Horrors, als die Patientin in ein aggressives Monster mutiert. Die Musik bleibt jedoch traumhaft ruhig, was den Horror der Bilder noch potenziert.

Regie: Yoko Kuno

SYMPHONY NO. 42 SYMPHONY NO. 42
Ungarn / 2013 / 09 min 33 sec / Kein Dialog

Symphony Nr. 42 ist die Abschlussarbeit von Reka Bucsi an der Kunstuni MOME (Budapest). Der eher einfache Stil mag auf den ersten Blick den Eindruck eines klassischen Zeichentrickfilmes erwecken. Doch die Narration ist nicht linear, vielmehr werden in 47 Szenen ebenso viele, immer überraschend neue Situationen und Ereignisse gezeigt. Was den Film dennoch nicht auseinanderbrechen lässt, ist die Thematik der Beziehung zwischen Mensch und Tier und eine überbordende, humorvolle Fantasie, die von surrealen Einfällen und lustvollem Spiel mit den grafischen Möglichkeiten geprägt ist.

Regie/Drehbuch: Réka Bucsi
Musik: Flora Matisz
Sound: Peter Benjamin Lukacs
Animation: Sandro Szasa Vago, Nandor Bera, Maja Szakadat, Laszlo Toth, Reka Bucsi


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Projektleitung: Thomas Renoldner 
Das Konzept zu Animation Avantgarde wurde ursprünglich gemeinsam von Daniel Ebner, Wiktoria Pelzer und Thomas Renoldner entwickelt.