Zum zweiten Mal tritt ASIFA Austria in einer grossen Kooperation mit dem renommmierten Kurzfilmfestival VIS Vienna Independent Shorts als Programmpartner für "Animation Avantgarde" auf. Die drei darin enthaltenen Programme zeigen in einem genreübergreifenden Mix cineastische Bezüge und die grosse Bandbreite zeitgenössischer audiovisueller Kunst. Für den besten Film des zur Kategorie Internationaler Wettbewerb zählenden Programmblocks vergibt ASIFA Austria einen mit € 2000,- dotierten Preis, den "ASIFA Austria Award", der Preisträger wird von einer internationalen und unabhängigen Jury ermittelt und im Rahmen einer feierlichen Zeremonie verliehen. (Jury: Pierre Hébert/CA, Veronika Schubert/A, Karin Wehn/D)
Weitere animationskunstbezogene Aktivitäten im Rahmen von VIS 2011 sind „Tribute to Semiconductor“ und „Tribute to Nicolas Mahler“, sowie „Pierre Hébert – Performance & Showcase“ und die Ausstellung „Transform“ von Max Hattler und Noriko Okaku im Asifakeil. Die beiden Künstler werden auch mit Visuals und Musik das VIS-Eröffnungsfest im Gartenbaukino bereichern.
Kurator der drei internationalen Programme "Animation Avantgarde" und Projektleiter
ist Thomas Renoldner.
Animation Avantgarde 1: Freitag, 27.5.2011, 22:00, Metro Kino
Animation Avantgarde 2: Samstag, 28.5.2011, 20:00, Metro Kino
Animation Avantgarde 3: Sonntag, 29.5.2011, 18:00, Metro Kino
--> ASIFA AUSTRIA AWARD
Animation Avantgarde 1
Zwei Arbeiten spannen den Rahmen: Coming Attractions von Altmeister Peter Tscherkassky, der damit dem Kino seine Referenz erweist, und die international vergleichbar erfolgreiche, sarkastische 3D-Computeranimation The External World von Shooting Star David OReilly. Dem experimentellen Film verpflichtet erscheinen auch die mystische Erzählung Sukati (Phuttiphong Aroonpheng) oder der „Scratch-Film“ Playtime (Steven Woloshen), während Clemens Kogler in Stuck in a Groove Pop-Idole animiert und Kotaro Tanaka in Varfix Anime-Strukturen dekonstruiert.
Gesamtfilmlänge: 84 min
Programm:
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Sukati
Thailand 2010, 6 min
Regie/Drehbuch/Kamera/Schnitt: Phuttiphong Aroonpheng
Produktion: Chatchai Chaiyon
Besetzung: Ken Westmoreland, Somlim Aroonpheng
Diffuses Licht, schwebende Partikel in der Luft, ein Mann kommt aus dem Meer... Der Film Sukati (A Tale Of Heaven) spielt mit mysteriösen Welten, auf einer Super-8-Kamera gebannt. Wir befinden uns zwischen Traum und Wachsein, zwischen Vision und Erinnerung. Bilder aus unbekannten Gefilden - ähnlich derer Apichatpong Weerasethakuls und doch filigraner, momenthafter. |
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Coming Attractions
Österreich 2010, 25 min
Regie/Drehbuch/Produktion: Peter Tscherkassky
Schnitt: Peter Tscherkassky, Eve Heller | Sound: Dirk Schaefer
Peter Tscherkassky kehrt nach vier Jahren mit einem opulenten Werk auf die Bühne des Avantgardefilms zurück; er versucht Neues und beruft sich auf Bekanntes.Der Film ist ein faszinierendes Kompositum an Werbeausschnitten, Kinoverweisen und einer Hymne an das Filmmaterial. Wie immer völlig analog bearbeitet und von Dirk Schäfer großartig vertont, ergibt dieses Werk eine Ode an das Kino und eine humorvolle Auseinandersetzung damit, wie Werbung und Avantgardefilm (inter-)agieren. Coming Attractions gewann den Hauptpreis in der Kategorie Kurzfilm bei den Filmfestspielen in Venedig 2010.
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Varfix
Japan 2010, 8 min
Regie/Drehbuch/Produktion/Schnitt: Kotaro Tanaka | Musik: Kensuke Fujii
Kotaro Tanaka publiziert auf seiner Website das berühmte Zitat von Dziga Vertov, in dem dieser die Idee einer „absoluten Sprache des Kinos“ formuliert, die sich von Literatur und Theater völlig emanzipieren soll. In Varfix benutzt Tanaka grafische Elemente aus Animés, abstrahiert sie durch Loslösung aus dem ursprünglichen Kontext, und kombiniert sie staccatoartig und unterlegt mit bruitistischen elektronischen Sounds zu einer autonomen und furiosen visuellen Collage. Varfix erlebte seine europäische Festival-Premiere am Rotterdam Film Festival.
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Everyday Apocalypse
USA 2010, 6 min
Regie: Darin Vartanian
Eine wüste Mischung unterschiedlichster Materialien zerhackt und kombiniert Darin Vartanian in seiner ‚alltäglichen Apokalypse’: Gefundenes 35-mm-Material, 16-mm-Streifen aus der privaten Erinnerungskiste, Zeichentricksequenzen, Videos und die unterschiedlichsten analogen und digitalen Bearbeitungen all dieser Quellen. Vorangetrieben von immer ekstatisch werdender ‚underground’-Musik erscheint die Arbeit jedoch nicht als bloßer ‚Materialfilm’, sondern vielmehr als der Ausdruck der individuellen Verzweiflung des Filmautors angesichts einer immer mehr aus den Fugen geratenden Welt.
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Playtime
Kanada 2009, 4 min
Regie/Drehbuch/Produktion/Kamera/Schnit: Steven Woloshen
Musik: Oscar Peterson
Auch Steven Woloshen ist ein brennender Verehrer des Filmmaterials, am besten in 35mm-Breite, und in seiner Arbeit spiegelt sich deutlich das Interesse für avantgardistische "handmade films" (Len Lye, Norman McLaren) und die Tradition der „visual music“. Man könnte sich durch Playtime, auch durch die Verwendung von Musik von Oskar Peterson, durchaus in die Zeit seiner Vorbilder zurückversetzt fühlen, wären da nicht Einsprengsel medialer Realbilder der Gegenwart und eine durchaus gesteigerte Geschwindigkeit der Schnittfolgen.
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TELEPHONEME
USA 2010, 3 min
Regie/Drehbuch/Produktion: MK12
Telephone me bezieht sich auf einen abstrusen amerikanischen Lehrfilm der 1960er Jahre mit dem Titel „The Alphabet Conspiracy“. Dabei wird die Theorie entworfen, dass die Kombination bestimmter Buchstaben des Alphabets beim unbedarften Rezipienten schwerwiegende und gefährliche „substanzielle phoneto-cerebrale Manipulationen“ auszulösen imstande ist. So könne etwa das Anhören des Satzes „Never kill a snake with bare hands“ aufgrund der darin enthaltenen Buchstabenkombinationen beim Zuhörer lethargische Gleichgültigkeit auslösen. Angesichts derartig überraschender wissenschaftlicher Erkenntnisse ist die dringende Notwendigkeit eines Aufklärungsfilm nachvollziehbar - die Macher erhoffen sich, dass er gleichermaßen ‚unterhaltsam und informativ’ sein möge.
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Stuck in a Groove
Österreich 2010, 4 min
Regie/Drehbuch/Produktion/Animation: Clemens Kogler
Musik: Richard Eigner
Die Popkultur und ihre Experimente verbindet Clemes Kogler auf vielen Platten(-tellern) und Bildern mittels einem eigens dafür erfundenen Gerät: das Phonovideo, das aus Plattenspieler, Videomischern und bedrucktem Vinyl besteht. Neben der sich drehenden Scheibe proklamiert auch die Erzählerstimme ständige Wiederkehr; zusammen ergeben sie eine hypnotische Reflexion der Popkultur, der analogen und der digitalen Arbeitsweise sowie der Bilderproduktion und der Anwesenheit von Bildern.
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Horse Glue
UK 2010, 7 min
Regie/Drehbuch/Produktion: Stephen Irwin | Musik: Sorenious Bonk
Wieder entführt uns Stephen Irwing in scheinbar harmlose Welten des Zeichentrickfilms, die ganz niedlich beginnen, aber wie auch bei seinem letzten Film The Black Dog's Progress in Gewalt und Überforderung enden. Der Künstler mischt Cut-out-Technik mit handgezeichneter Animation sowie Photographie und kommt so zu seinen vielschichtigen Bildern. Ganz bemerkenswert ist auch bei jedem seiner Filme das Sounddesign, das von Sorenious Bonk stammt und eine weitere Wahrnehmungsebene eröffnet.
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A/V Sketch #3
Frankreich 2010, 1 min
Regie/Drehbuch/Produktion: Nicolas Ramel
Eine unterhaltsame Found-Footage-Miniatur, die ihren eigenwilligen Witz unter anderem aus der Kombination von Bild und Ton bezieht. Die gleichzeitige Ironie im Umgang mit der avantgardistischen Bildtradition unterstreicht eine postmoderne Haltung, die innerhalb des Programms einen willkommenen Kontrast zu bilden vermag.
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Moskito Bravo
Frankreich 2010, 4 min
Regie: Alexandre Cuegniet, Paul Serrell, Emeline Chankamshu, Sarah Sutter | Drehbuch: Henning Wagenbreth | Produktion: La Station Animation, Les Films d'Ici, Canal+ | Musik: Yan Volzy
Das erste gemeinsame Projekt der vier AnimationskünstlerInnen benutzt einen an naive Kinderzeichnungen erinnernden knallbunten Comic-Stil, wobei die gezeichneten Elemente in dreidimensionale Objekte und Räume transponiert werden. In einer fast schwindelerregenden, permanent rückwärts gerichteten Kamerafahrt durchreisen wir die skurrilsten Szenarien, wobei die aktuelle Szene immer zu einem nur kleinen Detail des nachfolgenden Raumes wird.
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A/V Sketch #4
Frankreich 2010, 1 min
Regie/Drehbuch/Produktion: Nicolas Ramel
Ein weiterer minimalistisch-hintersinniger Witz unter der Verwendung von gefundenem Filmmaterial: Nicolas Ramel beruft sich selbstbewusst auf die Tradition und skizziert mit subtilem Gespür für die Pointe eine traumwandlerisch-schöne Szene.
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The External World
Deutschland 2010, 15 min
Regie/Kamera/Schnitt: David OReilly
Drehbuch: David OReilly, Vernon Chatman
Produktion: Henning Kamm, David OReilly | Musik: Bram Meindersma
David bleibt seinem Look treu und gibt als Inhalt seines neuen Filmes an:
„A boy learns to play the piano.“ Humor und ein Sich-nicht-zu-ernst-nehmen spielen bei OReilly eine große Rolle, seine Filme sind Experimente, sowohl auf der formalen als auch auf der narrativen Ebene. Viele Anleihen aus Genrefilmen, Cartoons und Animationsserien wie den Happy Tree Friends oder South Park sind immer wieder zu erkennen und überlappen sich, werden noch mehr ins Absurde gezogen und kompiliert. Eine andere Inhaltsangabe als sein Satz ist eine Aufzählung – und zum Scheitern verurteilt.
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Animation Avantgarde 2
Angesichts des Zustandes der Welt erscheint es nicht verwunderlich, dass sich viele Arbeiten auf das Thema der Apokalypse konzentrieren, sei es in stilisierter Form wie in Earthbound (Sarah Muzio), entfesselt wie im Machinima Self-destruction for Eternity (Wei-Ming Ho) oder als Schluss-Message im Stop-Motion-Meisterwerk Big Bang Big Boom von Street Artist Blu. Als Gegenpol dazu entstehen fantastisch entrückte Welten und abstrakte Systeme. Zwischen artifizieller Maschine und beseeltem Wesen pendelt etwa auch die Hauptfigur in Maska (Brothers Quay).
Gesamtfilmlänge: 82 min
Programm:
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Maska
Polen 2010, 24 min
Regie/Drehbuch/Kamera: Brothers Quay (Stephen Quay, Timothy Quay)
Produktion: Marlena Lukasiak, Adam Ptak, Zbigniew Zmudzki
Schnitt: Janusz Czubak
Die prominentesten Außenseiter des internationalen (Puppen-)Trickfilmes, die Zwillingsbrüder Quay, öffnen mit ihrem jüngsten Werk Maska eine neue Dimension. Verglichen mit früheren Puppenfilmen, bei denen detailreiche Bühnen gebaut und in Szene gesetzt wurden, bewegen sich die Akteure in Maska oftmals vor nur minimal angedeuteten Hintergrundelementen und malerisch oszillierenden Filmbildern. Die literarische Vorlage gleichen Titels von Stanislaw Lem - die Geschichte einer Tötungsmaschine, die sich als beseeltes Wesen zu begreifen beginnt - wird zu Musik von Krystof Penderecki in den Händen der Kinomagier zum beeindruckenden Gesamtkunstwerk.
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you/rr/atio
Österreich 2010, 5 min
Regie/Drehbuch/Produktion/Schnitt/Musik: Thomas Wagensommerer
Ein völlig durchkomponiertes Werk, das Werten und Zahlen folgt, die Raum beschreiben können. Wagensommerer verwendet diese Daten weiter, um den Raum zu abstrahieren und abstrakt visuell umzusetzen. Wie in mathematischen Formeln scheinen die Linien und Flächen Logiken zu folgen, die mit dem bloßen Auge nur als Rhythmus der Bilder und Störeffekte zu erkennen sind. Alles in diesem System scheint berechenbar und proportionierbar.
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/… (flüssiges papier)
Deutschland 2009, 4 min
Regie/Drehbuch/Produktion: Michel Klöfkorn
24 oder mehr Bilder, Fotos, Gemälde pro Sekunde, immer weiter ineinander und übereinander ausgeschnitten: „mit dem cutter schneide ich bewegte geografische/geologische höhenlinien in fotobücher. jede bewegung der heraus geschnittenen masken weist in die zukunft und in die vergangenheit gleichzeitig, während sich die fotografische gegenwart verflüssigt. ich schnitt den 'blauen mönch' von katarina fritsch aus dem kunstbuch und legte den blick frei auf gurskys 'supermarkt'. ich folge mit dem messer dem schatten meiner hand […] der film ist in seiner herstellungsweise der europäischen schweineborsten malerei gegensätzlich, er legt schichten frei, die andere zuvor schichteten.“
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Der kleinere Raum
Schweiz/Deutschland 2009, 2 min
Regie/Drehbuch/Kamera/Schnitt/Musik: Nina Wehrle, Christóbal León
Produktion: Nina Wehrle
Der Film von Nina Wehrle und Cristóbal León eröffnet eine Welt in einem „kleineren Raum“. Eine faszinierend atmosphärische Puppenanimation beginnt: Karton verwandelt sich zur dunklen Kammer verwandelt sich zu Wald, zu einem Kind. Das einsame Kind - eingeschlossen zwischen Traum und Albtraum, dessen Gestalten dann genauso wieder im Nichts verschwinden, wie sie gekommen sind.
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Five Years Older: The City
Schweiz 2010, 4 min
Regie/Drehbuch/Schnitt: Dirk Koy | Produktion: Equipo
So wird Musik auf der Bildebene lebendig: Im Musikvideo The City für die kanadisch-schweizerische Elektro-Pop-Band ‚Five Years Older’ zeigt Dirk Koy die Idee der Stadt als sich permanent transformierende, einem pulsierenden Lebewesen gleichende Anhäufung von aufeinander reagierenden geometrischen Strukturen.
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Earthbound
UK 2010, 7 min
Regie/Drehbuch: Sara Muzio | Produktion: Royal College of Art
Die Ästhetik des Unterganges zelebriert Sarah Muzio in ihrem konzentriert inszenierten Objekt- und Materialtrickfilm. In ihrer Vorliebe für klare, schwarz-weisse Bildkompositionen verwendet sie gerne Materialien wie Mehl, Zucker oder Eis, deren Vergänglichkeit wir hautnah nachvollziehen können. Die Dramatik von zerbröckelnden Strukturen und untergehenden Welten wird teilweise humorvoll unterwandert, etwa wenn deutlich erkennbar Spielzeugeisenbahnen die düstere Welt durchkreuzen oder zwischen schmelzenden Eiswürfeln ein Papierschifferl seine Fährte sucht.
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Self-Destruction for Eternity
Taiwan, 7 min
Regie: Wei-Ming Ho
Brennende Häuser, zerbombte Gebäude, Leere in den Straßen: Diese Anblicke kennt man in der letzten Zeit leider wieder zu oft aus den täglichen Nachrichten. Der Endzeitfilm Self-Destruction for Eternity stammt aus Taiwan, zwischen Vision und einfacher Feststellung einer beobachtbaren Bilderästhetik im Shootergame. Die Welt liegt brach und in Flammen. Keine heroischen Taten, keine Feinde mehr, die „gekillt“ werden müssen, kein Schatz oder geheime Information, die noch gefunden werden muss, um Punkte zu sammeln. Der leere Blick in eine zerstörte Welt. Ein intelligentes Machinima, das die Spiel-immanenten Ästhetiken umcodiert.
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Der Nachhall (Reverb)
Taiwan 2009, 9 min
Regie/Drehbuch: Chien-Hsin Chiang | Produktion: Shih-Che Lin
Nach der Apokalypse scheint die Zeit still zu stehen. In langen, menschenleeren Außenaufnahmen bieten die Stoffvorhänge der kleinen verlassenen Straßenlokale die einzig wahrnehmbare Bewegung, während im Hintergrund immer noch ein schäbiger Lautsprecher verbissen seine Musik wiederholt. In düsteren Labors werkeln noch ein paar verlorene Menschen an ungeklärten Projekten.
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Trois, Quatre
Frankreich 2009, 3 min
Regie/Drehbuch: Jean-Patrice Blanc
Ein erfreuliches Beispiel einer genussvollen Variante von digital gestalteter abstrakter Animation zu Musik. Denn obwohl die mathematisch präzise gesetzten visuellen Elemente ausschließlich aus verschiedenfarbigen streng geometrischen Linien und Flächen bestehen, werden wir gut gelaunt mitgezogen, was unter anderem auch auf den erfrischend dynamischen Swing der Musik zurückzuführen ist.
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Big Bang Big Boom
Italien 2010, 10 min
Regie/Drehbuch: Blu | Produktion: Silvia Siberini
Musik: Andrea Martignoni
Der neueste Streich von Blu, der mittlerweile nicht mehr nur für seine extrem großformatigen Graffitis bekannt ist, sondern auch für seine Stop-Motion-Arbeiten, die genauso extreme Ausmaße annehmen. Dieses Mal: eine Bearbeitung der Evolution aus seiner Sicht, verbunden mit einem Ausblick, wie es mit dieser Welt zu Ende gehen könnte. In wunderbarer Blu-Manier entsteht aus einer Figur die nächste, startet eine ewige Transformation, veredelt durch das Sounddesign von Andrea Martignoni.
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Sinchronizacija
Litauen 2009, 8 min
Regie/Produktion/Kamera/Schnitt: Rimas Sakalauskas
Musik: Mykolas Natalevicius
Große Objekte im Stadtraum beginnen sich von Ihrer Umwelt zu lösen und erzeugen durch ihre neue Eigenständigkeit eine gespenstische Atmosphäre. Die Bilder spannen Assoziationen von futuristischen Invasionsszenarien unbekannter Mächte, die in unsere Welt eingreifen, bis hin zur Selbstständigkeit und Intelligenz von Maschinen, denen wir nicht mächtig sind und die ein Eigenleben entwickeln. Der Spuk bleibt von der Umwelt aber scheinbar völlig unbemerkt.
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Animation Avantgarde 3
Selbstdarstellung, Zwischenmenschlichkeit, Alltagserfahrung und die Transformation ins Surreale: Weibliche Sexualität ist der Fokus in Egodyston (Xenia Lesniewski), Lipsett Diaries (Théodore Ushev) erzählt vom Suizid eines Mannes. In a Pig’s Eye (Atsushi Wada) und A Family Portrait (Joseph Pierce) zeigen die Familie als neurotisches bis gewalttätiges System. Divers in the Rain (Olga und Priit Pärn) erzählt von Sehnsucht und Unerreichbarkeit. Humoristische Kontraste bieten Arts & Crafts Spectacular, The Homogenics, Videogioco und CCCP.
Gesamtfilmlänge: 77 min
Programm:
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Tuukrid Vihmas (Divers in the Rain) Estland 2010, 24 min
Regie/Schnitt: Olga Pärn, Priit Pärn | Drehbuch: Priit Pärn
Produktion: Kalev Tamm, Eesti Joonisfilm | Kamera: Marje-Ly Liiv
Es regnet. Ein großes Schiff versinkt langsam im Meer. Er ist Taucher und arbeitet am Tag, sie arbeitet als Zahnärztin in der Nacht. Ihre Küsse sind immer Küsse des Abschieds. Priit Pärn, einer der wohl einflussreichsten innovativen Zeichentrickfilmkünstler, legt in seinem neuesten, gemeinsam mit Olga Pärn geschaffenen Meisterwerk wieder ein eigenwillig montiertes Geflecht von kritischer Alltagsbeobachtung, Systemkritik, surrealen Einfällen und schwermütiger Emotionalität vor, das diesmal ganz besonders auch durch die stilistisch vielschichtige Musik besticht. Niemand weiß, wann die Zeit für die letzte Zigarette gekommen ist.
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Arts & Crafts Spectacular
Deutschland 2009, 1 min
Regie/Drehbuch: Sébastien Wolf, Ian Ritterskamp
Kamera: Thomas Mahmoud
Die beiden deutschen Filmemacher warten mit einer neuen Knetanimation auf; wie auch in ihrer gemeinsamen Arbeit Our House sind bekannte Künstler die Protagonisten des Filmes. Dieses Mal: Gilbert & George. Die beiden erzählen uns von ihrem Landausflug und unerwarteten Vorkommnissen.
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MRDRCHAIN
Tschechien 2010, 10 min
Regie/Drehbuch/Produktion/Schnitt: Ondřej Švadlena
Musik: Guillaume Blondeau
Sliceman, eine in horizontale Schichten zerschnittene humanoide Figur ohne Arme, durchwandert einen düsteren surrealen Alptraum. Am Rande der Stadt befindet sich ein Haus mit der Leuchtreklame Mrdrchain, eine leuchtende Figurenkette, die den Impuls eines tödlichen Dolchstoßes ständig weitergibt, vorbei an gleichförmigen Hausfassaden, aus deren Fenstern isolierte, nackte Menschen blicken, gefolgt von Standbildern sexueller und gewalttätiger Fantasien...
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Egodyston Deutschland 2009, 3 min
Regie/Drehbuch/Kamera/Schnitt: Xenia Lesniewski
Produktion: Supersensibel Produktion
Musik: Groenland Orchester: Ballistik
Egodyston, auch Ich-Dystonie; Zustände, die von der jeweiligen Person als nicht eigentlich zu ihr gehörig wahrgenommen bzw. als fremd und störend erlebt werden. Mäandernd zwischen Musikvideo und Animationsexperiment beschäftigt sich Xenia Lesniewski in ihren poppigen und assoziativen Bildern mit der weiblichen Sexualität. Die Frau als Monstrum, als Kreuzung zwischen Schwan und Mensch, als Gefangene ihrer eigenen Sexualität.
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Videogioco (Videogame - A Loop Experiment)
Italien 2009, 1 min
Regie/Drehbuch: Donato Sansone | Musik: Enrico Ascoli
Mit einer Schlägerei geht alles los, und der losgelöste Kopf von einem der Aggressoren beginnt seine Reise auf dem Papier. Beeindruckend animiert auf einer großen Fläche mit umdrehbaren Papierzeichungen, die sich nach und nach entfalten. Rasant und witzig, bis sich der Kreis in der Logik des Loops wieder schließt.
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Lipsett Diaries
Kanada 2010, 14 min
Regie/Schnitt: Théodore Ushev | Drehbuch: Chris Robinson
Der Film basiert auf der Geschichte des 1936 geborenen kanadischen Filmemachers Arthur Lipsett, dessen experimentelle Kurzfilme für Regisseure wie Stanley Kubrick und Georges Lucas einflussreich waren. Trotz Anerkennung und Erfolg schlittert Lipsett in Depressionen, nimmt sich im Alter von 50 Jahren das Leben. Nach dem Drehbuch von "enfant terrible" Chris Robinson (im Brotberuf Festivaldirektor des Ottawa Animation Festivals) realisiert Theodore Ushev eine malerische ‚documentary animation’ zu expressivem, teils rockigem Soundtrack.
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The Homogenics
Spanien 2010, 4 min
Regie/Drehbuch/Produktion/Schnitt: Gerard Freixes Ribera
Kamera: Archive Footage | Besetzung: Dick Van Dyke (Archive Footage)
Der Regisseur bediente sich schon in seiner vorhergehenden Arbeit an Material aus Fernsehserien: In Alone kämpfte der Held allein - gegen sich selbst. In The Homogenics taucht er immer wieder auf, beschäftigt sich aber auch wieder mit sich selbst – allerdings in unterschiedlichen Rollen. Der Irrsinn einer normalen US-amerikanischen Familien-Sitcom, in der es diesmal auch noch schwer ist, den einen vom anderen zu unterscheiden.
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A Family Portrait
UK 2009, 5 min
Regie/Drehbuch: Joseph Pierce | Produktion: Mark Grimmer and Aneil Karia for Fifty Nine Productions | Kamera: Liam Iandoli | Schnitt: Robbie Morrison | Musik: Dominic Fitzgerald | Besetzung: Robert Bathurst, Jack Laskey, Sarah McVicar, Danica Moore, Mitch Turner
Ein Familienfototermin, der so schief geht, wie man es sich nur vorstellen kann. Die Linse legt offen, was bisher nur unter der Oberfläche brodelte. Eifersucht, Verdacht und Disharmonie verziehen die lächelnden Gesichter zu hässlichen Fratzen. Dieser Tag wird allen sicher in schmerzlicher Erinnerung bleiben.
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In a Pig's Eye
Japan 2010, 10 min
Regie/Drehbuch/Produktion/Schnitt: Atsushi Wada
Vater, Mutter, Großmutter, sechs Kinder und ein Hund leben in einem Haus. Vor dem Haus liegt ein überdimensionales Schwein, von dem sich alle beschützt fühlen, bis es schließlich plötzlich verschwindet. Das absurde Bild einer leicht neurotischen Familie, die sich in rituellen Handlungen und Wiederholungszwängen und vor allem im Schweigen übt. Ein genial rhythmisiertes und räumlich präzise inszeniertes Meisterwerk des jungen Atsushi Wada, das stellvertretend für weitere ‚independent japanese animators’ eine radikale Anti-Animé-Haltung postuliert.
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NCCCP
UK 2010, 5 min
Regie/Drehbuch: Daniel Chester | Produktion: Royal College of Art
Sam, ein eher gut genährter, etwas apathischer Lockenkopf mit einem ‚stoned’ Che Guevara T-Shirt, bekommt von seiner netten Oma eine recht praktikabel erscheinende Einführung in die Logik des Kapitalismus. ‚If you want to change the world, you got to get organised. I’ll tell you the great money trick!' Um seinem Loser-Dasein ein Ende zu setzen, beschließt er, die Ratschläge seiner Oma mit zwei Online-Game-Kameraden umzusetzen. Ob das wohl gut gehen kann?
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