Animation Avantgarde findet heuer zum vierten Mal statt. Im Rahmen dieser erfolgreichen Kooperation mit VIS Vienna Independent Shorts werden in drei internationalen Wettbewerbsprogrammen unkonventionelle und innovative Filme gezeigt. Die KuratorInnen Wiktoria Pelzer und Thomas Renoldner haben wieder die klassischen Kategorien Animation und Experimentalfilm zeitgemäß aufgemischt und dabei bewußt sowohl über allzu klassische Erzählstrategien wie auch gängige Alternativklischees hinausgeblickt. Das Ergebnis sind 30 Filme aus 14 Ländern, die in ihrer überzeugenden Vielfalt eine ambivalente Vorschau in die Zukunft des Films bieten.
ASIFA AUSTRIA vergibt wieder den mit € 2000,- dotierten ASIFA AUSTRIA Award/Animation Avantgarde an den besten Film aus den drei Programmen.
Darüber hinaus wird erstmals eine Animation Avantgarde-KünstlerIn im kommenden Jahr zu einem einmonatigen Artist in Residence-Stipendium im Museumsquartier Wien eingeladen.
Die hochkarätig besetzte, internationale Jury, die sowohl Preisträger als auch MQ-Stipendiaten auswählt, besteht heuer aus Chris Robinson/CAN, dem künstlerischen Leiter des Ottawa International Animation Festival, Filmemacherin und Hybridfilm-Star Momoko Seto/JAP und Stefan Grissemann/AUT Kulturjournalist, Kritiker und Autor.
Die drei Filmprogramme von Animation Avantgarde:
Animation Avantgarde 1: DONNERSTAG, 30.05.2013, 22.00 Uhr, Künstlerhaus Kino, 71 min
Animation Avantgarde 2: FREITAG, 31.05.2013, 17.00 Uhr, Künstlerhaus Kino, 76 min
Animation Avantgarde 3: SAMSTAG, 01.06.2013, 19.30 Uhr, Künstlerhaus Kino, 74 min
In Zusammenhang mit Animation Avantgarde:
©Franka Giesemann
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Momoko Seto
Momoko Seto, Animation Avantgarde-Jurymitglied und international bekannt durch ihre vielfach ausgezeichneten experimentellen Animationen “Planet A” und “Planet Z”, präsentiert im Mai im Asifakeil ihre Installation “Porn Like Seafood” rund um ihre anregenden Meeresfrüchte-Pornoanimationen.
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Mirjam Baker
Mirjam Baker, VIS-Kurzfilmstipendiatin, zeigt im Juni in ihrer Asifakeil-Installation “Wie in einem Aquarium” mit ihren Filmen “Love Utopy” und “Aquarium” ein sensibles emotionales Stimmungsbild.
Zur Eröffnung der Ausstellung präsentiert sie die Arbeiten persönlich im Raum D/quartier 21 MQ
am 5.6.13 um 19:00. |
Die Filmprogramme im Detail:
Animation Avantgarde 1
Unkonventioneller Umgang mit bestehendem Material oder Objekten, die eine starke visuelle Anziehungskraft haben, macht sich in diesem Programm bemerkbar. Zeichenanimationen, die das absurde Theater und „Erinnerung“ thematisieren, treffen auf Filme, die massiv-monströse Umgebungen zu ihren Protagonisten machen. Mit unheimlicher Präzision widmet sich Lemieux der Methode der Pin-Screen-Animation, um damit das ganze Universum zu öffnen, und Ä.I. Äußeres Innen taucht in weitere futuristische Welten ein, bevor der Zuschauer in Shelter in einen Sog gravitationsarmer Räume, die ständig ihren Bezugspunkt wechseln, gezogen wird. Schwizgebels gemalte Animationen wiederrum transformieren sich ständig und wechseln die Perspektive. Auch in den Musikvideos wird bestehendes Material verwendet - Fratzengulasch verziert alte Fotos und zieht sie ins Groteske, während Goodbye neue Bewegungsabläufe in altem Filmmaterial entdeckt und sie zu einem Tanz des Abschieds montiert.
Programm:
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DIE STÜHLE -
The Chairs
Deutschland / 2011 / 6 min / Österreich Premiere
Basierend auf dem Stück „Die Stühle“ von Eugene Ionesco, einem der bedeutendsten Stücke des absurden Theaters, zeichnet Benjamin Ramírez Pérez eine Reihe kurzer Animationen. Aus kleinen Momenten setzt sich eine bruchstückhafte Handlung zusammen, versiert setzt Perez verschiedene Texturen ein, verwendet Alltägliches und abstrahiert es. Die Schrift doppelt sich, zerfließt, irritiert und lässt immer wieder an der eigenen Seh- und Konzentrationsfähigkeit zweifeln, aber auch hin und wieder ein bisschen schmunzeln.
Regie/Animation/Schnitt/Sound Design: Benjamin Ramírez Pérez,
Musik: Localmc, Nikola Hein, Advisors: Prof. Raimund Krumme,
Stéphanie Beaugrand |
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RECONNAISSANCE
Österreich, USA / 2012 / 5 min / kein Dialog
Gebiet am Rand, bombastische Architektur: Man möchte verweilen in der Betonmasse, sie betrachten, doch das Objekt scheint sich ständig der Erforschung zu entziehen. Subtile Verschiebungen, Lichtveränderungen – bewegen sich die Wände oder ist es eine optische Täuschung? Lurf entführt den Zuschauer an den Morrison Reservoir Stausee in Kalifornien, der lange als Testanlage für Torpedos diente. Auch ohne etwas über den Ort zu wissen, spürt man eine Unbehaglichkeit. Geschehnisse, die der Ort nicht preisgeben will, als würde er nur in der Geborgenheit der Dunkelheit und Stille existieren dürfen.
Regie/Kamera/Schnitt/Produktion/Konzept/Realisation: Johann Lurf
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LE GRAND AILLEURS ET LE PETIT ICI -
Here and the Great Elsewhere Kanada / 2011 / 14 min / kein Dialog
Michéle Lemieux nutzt für ihren Film - im Untertitel "vier Meditationen über Raum und Zeit" benannt - jenes Instrument, das Alexandre Alexeïeff 1972 am National Film Board in Montreal vorgestellt hat: das "Pin-Screen", bei dem Tausende von winzigen Nadeln durch ihre Schattenwirkung Bilder entstehen lassen können. Lemieux' Film ist eine beeindruckende Hommage an dieses Instrument, wenn sie aus einer schwarzen Fläche Bilder von unbeschreiblicher Kraft und Schönheit hervorzaubert, die sich zum Ende wieder ins Weiß auflösen, um den fantastischen Imaginationsapparat als Objekt zu zeigen.
Regie/Drehbuch/Animation: Michèle Lemieux
Produktion: National Film Board of Canada
Produktionsleiter: René Chénier
Produzent: Julie Roy Schnitt: Annie Jean Sound Design: Olivier Calvert
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VELOCITY
Großbritannien / 2012 / 6 min
Ein Film über Erinnerung, darüber, wie Erinnerung sich manifestiert und an was wir uns erinnern. Die Filmemacherin geht in der Erinnerung zurück an Orte der Jugend und beschreibt angenehm unemotionalisiert die Bilder, die sich eingeprägt haben: ein Zug, Gesichter, Haare, rennende Menschen. Die Zeichnung als Manifest, dass die Orte, Menschen und Dinge so existiert haben (müssen) – einen anderen Beweis außer der Zeichnung gibt es nicht. Immer wieder kehrt man zu einem Satz zurück: „Ich dachte immer, ich hätte ein perfektes Gedächtnis.“
Regie/Animation: Karolina Glusiec
Original music: Krzysztof Matysiak ,Tadeusz Kulas
Sound design: Zuzanna Ziolkowska
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FRATZENGULASCH (DIE VÖGEL)
Deutschland / 2011 / 5 min / Wien Premiere
Alte Fotos, Bilder erzwungener Gemeinsamkeit aus Schule, Arbeit oder Turnverein. Die Köpfe, dicht aneinander gedrängt, ergeben perfekte Opfer für aufgemalte Schnurrbärte und Kopffedern. Katharina Duve und Timo Schierhorn entwerfen ein unendliches Schulfoto, dessen Protagonisten ihre Gesichtsmuskeln nicht so ganz im Griff zu haben scheinen. Das Zusammenspiel mit dem Song Fratzengulasch von „Die Vögel“ ist perfekt, digitale Manipulation trifft hier auf kindliche Verzierungswut.
Regie: Timo Schierhorn, Katharina Duve
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MECHUBESET - Washed
Israel / 2012 / 13 min / Österreich Premiere
Das Leintuch schwebt über der gewaltigen Maschine, um im nächsten Moment von einer (Tanz-)Kompanie von arbeits-uniformierten Frauen und Männern an den Rändern gefasst, zusammengelegt und zum nächsten Waschgang getragen zu werden. In der faszinierenden Szenerie von riesigen Waschmaschinen-Monstern und der maschinellen Reinwaschung inszeniert Daphna Mero ein Tanzstück um Missbrauch und Hilflosigkeit. Schon in früheren Arbeiten beschäftigte sich die professionelle Tänzerin mit der Verbindung von Tanz und Kino. Sie erzeugt fragile, wunderschöne Bilder, in denen der Schrecken lauert.
Regie/Drehbuch/Choreographie: Daphna Mero
Produzenten: Yitchak Jaffe, Zeev Shalev, Miri Chen
Kamera: Yair Halper
Schnitt: Tomer Rubens
Original Musik: Binya Reches
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CHEMIN FAISANT -
Along the way
Schweiz / 2012 / 4 min / kein Dialog / Österreich Premiere
„Ich kann nur denken, wenn ich gehe.“ Dieser Ausspruch von Jean-Jacques Rousseau lässt sich auf das bisherige Werk von Georges Schwizgebel ebenso anwenden wie eben auf sein jüngstes. In seinen einander überlagernden handgemalten Bildern sind wir permanent in Bewegung, in Veränderung begriffen, durchwandern verschiedenste Räume, von den Naturbildern zu den geometrischen Labyrinthen, den Symbolen und melancholischen Erinnerungen an Vergangenheit und Kindheit, um an der Anlegestelle eines Floßes zu enden, an dem sich bereits einige zur Überquerung des Flusses bereit machen.
Regie: Georges Schwizgebel
Produktion: Rita Productions, Haute École d'Art et de Design (HEAD), RTS Radio Télévision Suisse, Studio GDS
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SHELTER
USA / 2012 / 6 min / kein Dialog / Österreich Premiere
Stockdunkle Nacht, Regen. In einer rückwärts gerichteten Kamerafahrt ziehen wir uns in unsere Zuflucht zurück, ein Dachboden, ein paar Kisten, eine Lampe. Die vorerst naturalistisch wirkende Raumfahrt verwandelt sich relativ rasch in eine traumartig schwerelos schwebende Reise durch unmögliche und immer unmöglicher werdende Räume, in denen Gegenstände aus der „Wirklichkeit“ den Bezug zum Ausgangspunkt aufrecht erhalten, zu dem die Reise schlussendlich zurückkehrt. Eine in reduzierter Farbgebung gehaltene 3D-Computeranimation, die nicht dem kommerziellen Hyperrealismus verpflichtet ist.
Regie, Animation, Produktion: Carl Burton
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Ä.I. ÄUSSERES INNEN
Deutschland / 2011 / 8 min / Österreich Premiere
Das 'Beziehungsdrama' zwischen Elias und Helene erscheint ein wenig wie eine verspielte Zeitreise durch die alternativen ästhetischen Codes und Strategien der letzten 50 Jahre. Es beginnt mit händisch manipuliertem und natürlich herrlich schmutzigem, zerkratztem Filmmaterial und leitet über zur Videokunst, in der Elias nackt zwischen Monitoren liegt oder seine Helene nur am Bildschirm berühren kann. Nach leicht beschädigten Videosignalen und virtuellem Sex mit CGI-Körpern stolpern wir in eine Computerspiel-Sequenz. Im Tohuwabohu der Medien können die beiden nicht zueinander finden.
Regie/Schnitt: Tobias Bieseke
Kamera: Daniel Hacker
Cast: Christoph Gummert, Anna Döing
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GOODBYE (CHERRY SUNKIST)
Österreich / 2013 / 3 min
Karin Fisslthaler beweist wieder ihr Gespür für Gesten – wie schon in früheren Arbeiten ist der Körpersprache in diesem Video besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Eine sich lösende Hand, zwei auseinanderstrebende Körper, die aber den Raum nicht verlassen können – sie scheinen in einer Möbiusschleife gefangen zu sein. Wunderbar abgestimmtes und arrangiertes Found Footage erzeugt ein Ballett der Gesten, das neue Formen und Bewegungen auf die Leinwand zeichnet. Der Raum zwischen den Bildern wird zum Mitspieler. Fisslthaler verbindet ihre Musik auf allen Ebenen virtuos mit dem Visuellen.
Regie: Karin Fisslthaler
Musik: Cherry Sunkist
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Animation Avantgarde 2
Phantasiegeschöpfe aus Steckern, die zum Leben erwachen, und verlassene Industrieobjekte in der Weite Islands, die langsam sterben; mit diesen gegensätzlichen Bildern beginnt das zweite Animation Avantgarde Programm. Exterior Extended bearbeitet den Raum und stülpt ihn einmal von innen nach außen und von dorthin wieder zurück. Don Hertzfeld gibt einen ironischen Kommentar zum Besten, und seine Hauptfigur verliert dabei ihr Gedächtnis, was sich – neben den für Hertzfeld typischen Zeichnungen – auch in kleinen Found Footage Montagen niederschlägt. Footage-Schlachten bieten auch Jay Rosenblatt und Dollo – egal ob mit Filmmaterial oder dem Aufgreifen und Zitieren von Zeichnungen und Symbolen. Die Verzerrung der Realität bzw. die Überdehnung von Mimik und Gestik hat Joseph Pierce nun in den Pub verlegt. Ein Ballett von skurrilen Hand-Wesen beschließt das Programm und zeichnet so auch wieder den Bogen zum Anfang – jenseits aller Rationalität.
Programm:
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PLUG & PLAY
Schweiz / 2012 / 6 min / Österreich Premiere
Michael Frei zeichnet kleine Figuren mit Steckern anstelle von Köpfen, die zusammenpassen würden, aber nicht müssen. Sie vollführen Choreographien miteinander und gegeneinander, verbinden sich und trennen sich wieder. Die langen Finger hingegen scheinen eine gewisse Macht über sie auszuüben und willkürliche Spiele mit ihnen zu treiben. Wie wird dieses Spiel ausgehen? Plug & Play feierte seine Weltpremiere beim Kurzfilmfestival in Clermont-Ferrand.
Regie/Drehbuch/Schnitt/Musik/Animation/Figuren: Michael Frei |
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ICELAND OBJECTS
Dänemark, Island, Litauen / 2013 / 8 min / Österreich Premiere
Das Schöne und das Un-Schöne liegen nicht weit voneinander entfernt. Island, das Land der unberührten weiten Landschaft, der Naturverbundenheit und der Trekking-Touristen, es scheint verletzt, und wir sehen die offenen Wunden. Das hübsche Arrangement der bunten Container spricht bei näherem Hinsehen von Verlassenheit, die Objekte wirken wie alleingelassene Menschen, deren Umfeld sich um sie herum weiterdreht, bewegt und voranschreitet. Wie Stillleben zeichnen sich die Objekte gegen die Natur ab und brechen die Unberührtheit der Umgebung – bis die Objekte selbst Teil der Landschaft werden.
Regie/Kamera: Paulius Maz?ras, Rudolfas Levulis
Musik: Runar Magnusson
Produktion: www.pvz.lt
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EXTERIOR EXTENDED
Österreich / 2013 / 9 min / Wien Premiere
Der Raum in steter Veränderung, Innen und Außen, Bildraum, Kinoraum. Die Bilder wirken wie ein Sog, der verschiedene Layer und Ebenen der Räume aufbaut und wieder in sich zusammenfallen, schließlich sogar die Orientierung schwinden lässt. Innen und Außenraum sind nicht mehr getrennt, nicht mehr zu unterscheiden. Ein meisterlich montierter Film, aus digitalem und analogem Material zu einer Einheit verbunden, die sich in ständiger Bewegung befindet – 36 Mal in der Sekunde.
Regie/Konzept/Umsetzung: Siegfried A. Fruhauf |
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IT'S SUCH A BEAUTIFUL DAY
USA / 2011 / 23 min
Don Hertzfeld zeigt sich als genialer Verknüpfer von sonst gegensätzlich erscheinenden Welten. Seine gezeichneten Strichmännchen sind von einer Einfachheit, dass sie aus einem "Wie mache ich meine ersten Zeichentrickfilm"-Kurs stammen könnten, seine Story von einer unbeschreiblichen dramatischen Tiefe, wenn wir mit einem todkranken Menschen konfrontiert sind, dessen Wahrnehmung der Welt oder die Erinnerung daran sich – in verwackelt unscharfen Aufnahmen bester Experimentalfilmtradition – zu verschleiern beginnt. Doch Dons leichtfüßig bissiger Humor hält alles zusammen.
Regie: Don Hertzfeld |
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INQUIRE WITHIN
USA / 2012 / 4 min /Österreich Premiere
This – or this? Jay Rosenblatt, vom Filmfestival in Rotterdam respektvoll als Großmeister des Found-Footage-Films bezeichnet, stellt die Zuschauer mittels paradoxer moralischer Dilemmata vor die Wahl. Und allein die Auswahl des Archivmaterials, das man vielfach in anderem Kontext bereits gesehen hat und das der US-Filmemacher raffiniert und mit Lehrfilm-Voice-Over in Beziehung setzt, trifft einen in Mark und Bein. „A hypnotic, apocalyptic examination of false choices“, nennt Rosenblatt seine jüngste Arbeit, die dazu anregt, auch eigene Entscheidungen in Frage zu stellen.
Regie/Drehbuch/Produzent/Schnitt: Jay Rosenblat
Creative Consultant: Harvey Schwartz
Recherche: Lucas Morrison
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TWENG - Zombiefleshtheater
Deutschland / 2011 / 2 min / Sprache / Österreich Premiere
Eine wüste Mischung aus high-speed-avantgardistisch anmutender Kurzschnitttechnik, Computerspiel-Look und trashig collagierten Fotos von wilden Gestalten. Düster, schwarz-weiß und dazu sparsam eingesetzte blutrote Schockfarbe. Poltert daher getrieben von Industrial Noise, ausgezeichnet beim Visual Music Award 2011 in Frankfurt, überhäuft und überfordert mit seiner hektischen Bilderflut, teils unverständlichen oder okkulten Symbolen, unleserlich einzelbildaufblitzenden Textfragmenten, Buchstabenflut und harten Breakbeats: „Confused images for the confused."
Regie/Animation: Sandra Dollo, Ulrich Berthold
Produktion: Sandra Dollo |
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THE PUB
Großbritannien / 2012 / 8 min / Österreich Premiere
Wir nehmen teil am Alltag einer Barkeeperin in einem Nordlondoner Pub, das hauptsächlich von Männern frequentiert wird, die unterschiedlichste Notstandszenarios verkörpern. Wir erleben die Anmache des jungen Lieferanten, die unerwünschten ‚Komplimente’ der Stammgäste, die offene Aggressivität eines Alkoholikers, die verbale Bedrohung durch den neurotischen Eigenbrötler, die Verzweiflung des älteren Clochards. Aus der Perspektive der Barkeeperin, ständig auf der Hut, abwehrbereit, überfordert, verwandeln sich die Gestalten der Gäste in bedrohliche Tiere, mit übersteigert animalischen Grimassen.
Regie/Drehbuch: Joseph Pierce
Produktion: Mark Grimmer
Ton: Dominic Fitzgerald
Schnitt: Robbie Morrison
Kamera: Vanessa Whyte
Musik: Blair Mowat
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KOLMNURGA AFÄÄR -
The Triangle Affair
Estland / 2012 / 10 min / Österreich Premiere
Eine seltene Filmgattung, der dadaistisch angehauchte animierte Tanzfilm: Es gibt verschiedene Figuren in diesem Puppentrickfilm, etwa Fenster putzende an Menschen erinnernde Wesen, die statt Köpfen riesige Hände zwischen ihren Schultern tragen und dabei choreografierte Bewegungen vollführen oder, von Katzen und Vögeln attackiert, ebenso geordnet zeitlupenartig zu Boden stürzen. Es gibt Raben, die danach mit in ihren Schnäbeln steckenden Kreiden neue Flächenteilungen auf die Dächer der düsteren Wohnblockstadt zeichnen. „There is no triangle without corners“, sagt dazu die Filmbeschreibung.
Regie/Drehbuch/Design: Andres Tenusaar
Produzent: Arvon Nuut
Produktion: Nukufilm OÜ
Animation: Marili Toome, Andres Tenusaar
Kamera: Robert Linna
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Animation Avantgarde 3
Das dritte Animation Avantgarde Programm verschreibt sich verschiedenen Konzepten des Filmemachens: Es spielt mit Gegensätzen; so wird das Speichermedium Fotografie zum Vergessens-Medium (Paperbox), die Zukunft verweist auf die Vergangenheit (The Future) und Nacktheit wird mit flauschigen Stoffen dargestellt (Oh Willy). Andererseits steht das Experiment im eigenen Medium an: Snail Trail erforscht die Möglichkeiten der Digital Arts, Manuel Knapp perfektioniert seine Art der digitalen Überlagerungen und Mihai Grecu kreiert real wirkende leere Landschaften, die das Unheimliche beherbergen. Eine Ähnlichkeit im Geiste kann man Max Hattler und Richard Negre attestieren – nach strengem Konzept entstehen Bilder von geometrischer Schönheit. Der Blick nach Asien, konkret nach China und Japan, lässt junge Meister wiederkehren und eine gute Portion an Skurrilität wie Leichtigkeit einfließen. Liebe ist: Wie ein Loch in der Socke.
Programm:
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PAPIEROWE PUDELKO -
Paper Box
Polen / 2012 / 9 min / Sprache / Österreich Premiere
Natürliche Zersetzung als Metapher für Gedächtnis und Vergessen. An wen erinnern wir uns noch, wenn wir keine Bilder der Personen mehr haben? Czapla untersucht diese Frage anhand alter Fotos, die bei einer Überflutung den Wassermassen ausgesetzt waren. Eine Box voller Erinnerungen, die bald vielleicht nicht mehr vorhanden sein werden. Das langsame Verschwinden der Personen auf den Bildern geht einher mit dem Vergessen – als wären sie nie dort gewesen und als hätten die dort abgebildeten Ereignisse nie stattgefunden. Ein Film wie ein verzweifelter Versuch verschwindende Erinnerungen festzuhalten.
Regie: Zbigniew Czapla |
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SNAIL TRAIL
Deutschland / 2012 / 3 min
Snail Trail oszilliert zwischen Einzelzeichnung (bzw. ‚Graphik’) und Bewegungsfolge, zwischen zweidimensionaler Zeichenfläche und Raumeindruck, zwischen Weiß und Schwarz. Eine Art Schnecke, später auch Figur auf zwei Beinen, zieht ihre Spur über eine Fläche, wobei zahlreiche vergangene und kommende Bewegungsphasen gleichzeitig sichtbar sind und auch die zurückgelegte Wegstrecke als gezeichnete Form erscheint. Eine Art schwindelerregende Hochschaubahnfahrt durch visuelle Daten, die Philip Artus auch bereits als Rauminstallation unter Benutzung einer 360-Grad Laserprojektion gezeigt hat.
Idee/Animation/Sound: Philipp Artus
Musik: Madalena Graça |
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GUREHTO RABITTO -
The Great Rabbit
Japan / 2012 / 7 min / kein Dialog
Die neueste Arbeit des jungen japanischen Animationskünstlers Atsushi Wada: Wir begeben uns wieder in die absurde Welt der überdimensionalen Tiere und mysteriösen Rituale. „Der Große“, also der Hase, steht zwischen Tradition und der modernen Welt. Wir beobachten unbeschreibliche und absurde Geschehnisse, Abfolgen, die einen tieferen inneren Sinn im Kosmos des Hasen zu haben scheinen. „The Great Rabbit“ wurde 2012 bei der Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet.
Regie: Atsushi Wada
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VOIDOV
Österreich / 2012 / 14 min
Voidov erinnert aus verschiedenen Gründen an den experimentellen deutschen Animationsfilm der 1920er Jahre. Das schwarze Rechteck der Filmleinwand erinnert an eine Malfläche, aus der Formen und Strukturen jenseits einer abbildenden Gegenständlichkeit gewonnen werden und dabei den Eindruck einer dreidimensionalen Tiefe erreichen. Die virtuelle Kamera blickt statisch in einen organisch flimmernden Raum mit ständig wechselnden Überlagerungen weißer Bildpunkte auf schwarzem Grund. Eine berauschende visuelle Meditation, die vom intensiven Soundgeschehen mitgetragen und kontrastiert wird.
Regie/Ton/Bild: Manuel Knapp
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THE FUTURE Großbritannien / 2013 / 2 min / Österreich Premiere
Erinnerungen werden wach an jenes legendäre Hovercraft, das die Menschen in wahnwitziger Schnelligkeit und auf einem Luftkissen quasi schwebend über den Ärmelkanal brachte. Leider wurde diese Route des wundersamen Personentransportmittels im Jahr 2000 eingestellt. Mit Alex Goddard, so viel ist sicher, wäre das nicht passiert, bei ihm wird in der Zukunft alles „gehovert“ – und wenn Sie sich schon immer gefragt haben, wie so eine Zukunft aussehen würde, bekommen Sie hier die Antwort.
Regie: Alex Goddard |
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OH WILLY...
Belgien / 2012 / Österreich Premiere
Als seine Mutter plötzlich stirbt, ist Willy, ein alleinstehender Mittfünfziger, plötzlich mit den Entscheidungen seines Lebens konfrontiert. Zurück am Ort seiner Kindheit, der FKK-Gemeinschaft, in der seine Mutter bis zum Ende lebte, weiß er nicht mehr, wohin er gehört. In tiefer Trauer und Verwirrtheit irrt er im Wald herum, um dort eine Art über-mütterliches Wesen zu finden. Die wunderschön paradox ausgestattete Puppenanimation, die Nacktheit und Stofflichkeit ad absurdum führt, lief bereits auf vielen Festivals und gewann u.a. den Preis für die beste Animation beim SXSW Festival.
Regie/Drehbuch/Animation: Emma De Swaef, Marc James Roels
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SHIFT
Großbritannien, Deutschland / 2012 / 3 min / Österreich Premiere
Tiefschwarz als abstrakte Fläche, darauf dreidimensionale Objekte, Formen, Fragmente von Bauteilen aus Metall, Kunststoff, Filz, manchmal gläserne Einsprengsel oder winzige blinkende Lämpchen. Dazu ein Soundtrack, der zwischen spannungsgeladenen Kinofilm-Geräuscheffekten und zeitgenössischer „Neuer Musik“ pendelt, eine wogende Bewegungsfolge von immer neuen semi-abstrakt bewegten Kompositionen und rasanten Transformationen. Ein Universum aus konkret beschreibbaren Klängen und Formen, das dennoch auf mysteriöse Weise auf ein größeres, dahinter liegendes Bedeutungsuniversum verweist.
Regie/Animation: Max Hattler
Zusätzliche Animation: Mavis Chen, Mia Hattler, Kami Hattler
Ton: David Kamp
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UNE SECONDE PAR JOUR -
One second per day
Frankreich / 2011 / 7 min / Österreich Premiere
Eine Sekunde Film pro Tag, in Form von 25 Zeichnungen auf Papier, über den Zeitraum eines Jahres, also insgesamt 9.125 Zeichnungen, die etwas mehr als 6 Minuten Film ergeben. Aus wenigen Linien bestehende abstrakte Formen entwickeln ihr eigenständiges, rhythmisch fließendes Leben, am eingestempelten Datum sind manchmal Einschnitte zu erkennen, etwa zu Beginn eines neuen Monats oder anlässlich eines Kurzurlaubes im August, wenn einige Blätter leer bleiben. Die in perfekter Synchronität zum Bild montierten Alltagsgeräusche und elektronischen Sounds erzeugen ein genussvolles Gesamtbild.
Regie: Richard Negre
Produktion: Badlands Productions
Musik/Sound design: David Le Bouhellec
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EXLAND
Frankreich / 2013 / 8 min / kein Dialog
Weite. Leere. Horizont. Gemeinsam mit Thibault Gleize lässt Mihai Grecu diesmal den für ihn typischen Kosmos entstehen. Leere Landschaften, nicht ganz klar ob von dieser Welt oder von einem anderen Planeten, nehmen den Zuschauer gefangen. Die Weite bedrückt und beängstigt, wie in einem Endzeit-Thriller wartet man auf die nahende Katastrophe. Eine wabernde Dunkelheit überzieht Hügel und Gebirgsketten. Zeichen einer dagewesenen Zivilisation, übrig bleiben gigantische Achterbahnen und erloschene Werbeschilder. Fantastisch dichte Atmosphäre für die Kinoleinwand.
Regie/Drehbuch/Schnitt/Ton/Musik: Mihai Grecu, Thibault Gleize
Produktion: Mihai Grecu, Thibault Gleize
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DOUBLE FIKRET
China / 2012 / 3 min / Österreich Premiere
Der Surrealismus steht nicht nur Pate für den Malstil von Haiyang Wang, der assoziative und alogische (Unter-)Bewusstseinsstrom des Filmes erinnert an die Methode der „ecriture automatique“. Ein wiederkehrendes Motiv ist das Männerpaar, einmal erotisch gefärbt, wenn der eine den anderen aus zwei Brustwarzen entstehen lässt, die er sich zuvor als Granatapfelkerne von seiner Zunge holt. Zum Ende des Filmes erscheinen die im Film zeitlich hintereinander gereihten Zeichnungen räumlich nebeneinander als zwei Gemälde im Atelier des Künstlers.
Regie: Haiyang Wang
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THIS IS LOVE
China / 2012 / 3 min / Österreich Premiere
Zu den Klavierakkorden fröhlich swingender Jazzmusik und in bunten Farben träumt ein junger Mann von einer Flugreise ins romantische Frankreich, von einer berauschenden Begegnung mit einer jungen Frau, die die Beiden durch die Lüfte wirbeln lässt und ihm so den Kopf verdreht, dass er das Loch im Socken seiner Angebeteten als Beweis für ihre große Liebe erkennt. Lei Lei formuliert in nostalgisch gefärbten, legetrickartig montierten Bildern eine genießerische Unbekümmertheit und repräsentiert damit wohl eine neue Generation in China, die sich schlicht eines wünscht: Spaß und Bewegungsfreiheit.
Regie/Animation: Lei Lei
Musik: Li Xingyu
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Projektleitung: Thomas Renoldner
Das Konzept zu Animation Avantgarde wurde ursprünglich gemeinsam von Daniel Ebner, Wiktoria Pelzer und Thomas Renoldner entwickelt.
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