Christoph Steffner: Filmmachine 5.1/Spy film 1991-2014
Die erste Filmmaschine entsteht 1987 im Umfeld von Animationsfilmexperimenten während des Studiums der Bildenden Kunst an der Hochschule der Künste Berlin.
Im ursprünglichen System wird laufender Film in einem Filmwebstuhl zu seiner eigenen Leinwand verwoben, auf die sein eigenes Lichtbild projiziert wird.
Lichtbild, Film, Leinwand und Skulptur werden so untrennbar eins.
Spätere Maschinen, wie die im ASIFA-Keil gezeigte Filmmaschine 5, verzichten ganz auf klassische Filmtechnik.
Diese so genannten kalten Filmmaschinen sind puristische Filmwebstühle, die Filme kalt, ohne eigener Lichtquelle, weben.
Im Filmwebstuhl entsteht das Filmbild aus einer Raum-Zeit-codierten Choreografie des ganzen Films im Raum, nicht aus einer zeitcodierten Abfolge von Einzelbildern.
Der Film ist permanent als Ganzer an der Bildproduktion beteiligt und die gewobenen Muster sind Metabilder des Ganzen.
Als Medienskulpturen spannen die Filmmaschinen einen weiten historischen Bogen, vom textilen Webstoff, als eines der Urmedien kultureller Einschreibung, zur Flatscreen, dem digitalen Universalinterface von heute. Der feste Bildraster ist die gemeinsame Basis, wobei die analogen Filmmaschinen mit ihrer digitalen Bilderzeugung ein Art Bindeglied darstellen.
Obwohl die erste Filmmaschine 1987, lange vor dem Durchbruch des Internet entstand, kann man die Verdichtung des Gesamtfilms zu Metamustern als Metapher auf Big Data lesen.
Big Data ist, spätestens seit Edward Snowden’s Enthüllungen, zum technologisch und politisch brisanten Schlüsselbegriff des aktuellen Netzzeitalters avanciert.
Der im ASIFA-Keil gezeigte Spy Film spielt mit dem Siegel-Adler der NSA darauf an, welcher vom filmischen Netzwerk zu abstrakten Mustern seiner selbst verwoben wird. Nur alle paar Minuten blitzt flüchtig das Bild des ganzen Adlers auf, als Zäsur zwischen den filmischen Zyklen.
From a series of filmmachines since 1987 Filmmachine 5 is one of the so called cold machines that get along without a projector. They don‘t show the film picture by picture but permanently and in its entirety. The cinematic time-picture mutates to a woven space-time-picture. The condensed, layered and overlapping film in space becomes a choreographic pattern, a metapicture of film in its entirety. Parallels to Big Data as a metalevel of global dataflows provide the motive for the film.
Spy film shows the NSA seal-eagle as an abstract weaving pattern, being de- and reconstructed by the filmic network. Only every few minutes the picture of the entire eagle flashes as a break between the cycles.
On December 4th 2014 Christoph Steffner shows a documentary about his work and a selection of his films in Raum D/quartier21.